Und plötzlich war die Ruhe vorbei
Genauso plötzlich wie die Insel und das Zentrum geschlossen wurden, wurden sie auch wieder geöffnet. Nach Wochen voller Weitsicht und einer komplett leeren Insel musste ich mich an den neuen Andrang erst einmal wieder gewöhnen. Mit der Öffnung der Insel für Zweitwohnungsbesitzer wurde auch unser Zentrum wieder geöffnet. Natürlich mit einem eigenen Hygienekonzept. Als ich dann das erste Mal mit Maske und Desinfektionsspray die Ausstellung gereinigt habe, hat sich das irgendwie schon ein wenig surreal angefühlt. Mittlerweile habe ich mich aber daran gewöhnt und unsere liebevoll „Putzi-Putzi-Runden“ genannten Reinigungsrundgänge sind zum Alltag geworden. So richtig voll wurde es auf der Insel aber erst dann wieder, als sie für alle Gäste wieder geöffnet wurde. Fasziniert haben wir in unserer WG über die Webcams beobachtet, wie sich die Autos morgens vor dem ersten Autozug in langen Schlangen gestaut haben. Und tatsächlich: Von einem Tag auf den anderen war die Insel wieder richtig voll.
Am ersten Regentag war dann auch unsere Ausstellung wieder richtig voll. Da wir nur eine bestimmte Anzahl an Personen in die Ausstellung lassen dürfen, kam es an diesem ersten Regentag zum Teil zu kurzen Wartezeiten an der Kasse. Die meisten Gäste haben das auch sehr gelassen gesehen, da sie ja auch wussten, welche Auflagen für uns gelten. Aber es waren leider auch einige dabei, die uns an der Kasse gegenüber sehr, sehr unfreundlich waren. Generell kann ich es nicht fassen, wie oft Gäste mit mir diskutieren, weil sie zum Beispiel ihre Kontaktdaten nicht angeben möchten. Ich kann verstehen, dass einem das nicht unbedingt gefällt, aber ich als FÖJler kann ja nichts an den politischen Vorgaben ändern. Und obwohl wir uns natürlich riesig über alle Gäste und natürlich auch konstruktives Feedback freuen, zwingen wir ja auch niemanden, die Ausstellung zu besuchen.
Aber ich versuche, mir das nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen. Und dann ist da wieder der kleine Junge, der mir einen Vortrag darüber hält, dass alle Tiere, selbst Wespen, wichtig für unser Ökosystem sind oder die Gäste, die sich ausgiebig mit mir über die Zukunft von Sylt unterhalten. Und das sind dann die Momente, in denen ich wieder genau weiß, warum ich mich für ein FÖJ entschieden habe.
Richtig cool ist auch, dass ich gleich zweimal in den letzten Wochen richtig starken Seenebel erleben durfte. Das erste Mal war ich gerade auf Vogelzählung. Los ging es bei strahlendem Sonnenschein und innerhalb weniger Minuten konnte ich nicht weiter als zwei Meter schauen. Das zweite Mal war ich gerade in den Dünen und konnte von ganz oben beobachten, wie die Nebelschwaden durchgezogen sind.
Schön war es auch, dass wir es tatsächlich geschafft haben, drei Jahrgänge Zentrums-FÖJler in einer Zoom-Konferenz zu vereinen. Nicht umsonst spricht man von einer FÖJ-Familie. Es war super interessant zu hören, wo sich meine Vorgänger momentan so rumtreiben. Ein bisschen Zentrums-Gossip durfte da natürlich auch nicht fehlen 🙂 .
So langsam ist aber auch der Sommer bei uns angekommen. Die Abende werden wieder länger und wir sind wieder jeden Tag am Strand. Und dann fühlt es sich wieder wie letztes Jahr an.
Außerdem haben wir neulich den ersten Schweinswal in diesem Jahr gesehen und das erste Meeresleuchten. Und das sind ganz eindeutig Glücksboten. Da bin ich mir sicher!
2 thoughts on “Und plötzlich war die Ruhe vorbei”
Wieder ein sehr schöner Beitrag über deinen momentanen Alltag in Zeiten von Corona. Das Titelbild ist super toll! Ich wünsche dir noch viele schöne und positive Erlebnisse bevor drin FÖJ zitternde Ende geht.
Herzliche Grüße Eva
Danke Eva! Oh ja der Sonnenuntergang war einfach viel zu schön 🙂