die Folgen von Corona
Keine Touristen mehr
die Folgen von Corona
Ok stop, das ging mir jetzt wirklich alles ein wenig zu schnell. Zugegeben, während ich zu Hause täglich Zeitung gelesen und Nachrichten geschaut habe, ist man hier auf Sylt doch ein wenig abgeschirmter. Natürlich hatte ich von Corona gehört und auch wir haben mitbekommen, dass sich die Lage auch in Deutschland zugespitzt hatte. Ich erinnere mich noch genau, wie ich vor einigen Tagen mit meinen Mit-FÖJlern Jonas und Marie am Strand spazieren war und wir diskutiert haben, ob das Zentrum in einigen Wochen vielleicht schließen müsste. Eine halbe Stunde später rief unser Chef an und teilte uns mit, dass das Erlebniszentrum von nun an geschlossen sei. Samt Veranstaltungen und Führungen. Und plötzlich war das, was zuvor noch weit weg war, bei uns angekommen. Ein komisches Gefühl. Anfängliche Freude über die neu gewonnene Freizeit ging schnell in Angst und Trauer über.
Schließlich ging es gerade erst wieder richtig los. Voller Vorfreude hatten wir die letzten Tage registriert, dass es endlich wieder mehr Führungen gab und auch auf Veranstaltungen wie das große Ostereiersuchen in List wurde seit Tagen hin gefiebert und heiß diskutiert, wer denn in diesem Jahr den Osterhasen spielen dürfte. Und jetzt? Pustekuchen. Alles vorbei. Ziemlich schnell breitete sich eine Stille in unserer WG aus, die es so noch nie gegeben hatte.
Da war die Nachricht, dass alle Touristen die Insel verlassen müssen, fast schon nicht mehr überraschend. Jetzt ist die Insel wirklich wie ausgestorben. Ein Zustand, den es hier schon sehr, sehr lange nicht mehr gegeben hat. Aber ich muss zugeben, dass ich mich durch diese Regelung auch ein klein bisschen sicherer gefühlt habe. Ich meine, man kann ja so schon diskutieren, inwieweit Sylt für diese Art von Massentourismus ausgelegt ist, aber nicht auszudenken was hier los wäre, wenn plötzlich übermäßig viele Touristen medizinische Versorgung benötigt hätten. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob das einzige Krankenhaus hier auf Sylt der Belastung standhalten kann. Denn auch hier wurde bereits der erste bestätigte Fall gemeldet.
Ein komisches Gefühl war es dann auch, mit dem Team in der nächsten Dienstbesprechung zu sitzen. Kein fröhliches Geschnatter, dicht gedrängt um unseren kleinen Tisch, sondern mit genügend Abstand in unserem Bistro. Aber mit Kaffee und Tee. Immerhin. Und dann ist da auch ein bisschen Hoffnung, als die ersten Ideen aufkommen, für Projekte die von zu Hause aus bearbeitet werden können, für technische Konzepte, die im Home-Office unterstützen. Aber trotzdem bleibt die Leere und das Gefühl, einen Teil des FÖJs verloren zu haben. Jetzt wo es erst wieder richtig losgehen sollte.
Aber ich bin dankbar, dass mir zumindest noch die langen Spaziergänge am Strand bleiben, die jetzt wirklich leer sind. So leer wie sie mir eigentlich im Winter versprochen wurden, aber sie nie wirklich waren. Ich bin dankbar, dass der Frühling endlich auch auf Sylt eingekehrt ist. Jeden Morgen werde ich vom Vogelgezwitscher geweckt und überall sprießt und grünt und blüht es auf der Insel. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sieht alles normal aus. Auch wenn die Welt für uns gerade stillstehen mag, so dreht sie sich eben doch weiter. In der Natur nimmt seinen Lauf, einfach so, ohne dass jemand etwas dafür tun muss, entsteht neues Leben – jeden Tag. Und das, das ist doch irgendwie schön – und gibt Hoffnung.
2 thoughts on “Keine Touristen mehr
die Folgen von Corona ”
Hallo Merle, ja, ist total schade, dass dieser Virus so vieles auf den Kopf stellt, und es dauern wird, bis sich wieder normaler Alltag einstellt. Bis dahin hofft jeder, dass nichts schlimmeres passieren wird. Ich würde mich freuen, wenn dein FÖJ eine Fortsetzung findet. Ganz liebe Grüße – Eva
Vielen Dank für Deine liebe Nachricht, Eva! Wir versuchen hier auch das Beste daraus zu machen.
Liebe sonnige Grüße aus List